Adoptierte kinder aus vietnam
April , in den letzten Tagen des Vietnamkriegs, wurden Tausende Babys in den Westen gebracht und dort adoptiert. Melanie Braun war eins davon. Bild: Olaf Ballnus. BERLIN taz Der September ist für Melanie Braun ein schwieriger Tag. Vielleicht wurde sie damals im Jahr geboren, vielleicht auch nicht. Für die Hamburgerin ist es eine Geschichte von Konflikten, von einer jahrelangen Identitätskrise und dem verzweifelten Versuch herauszufinden, wo sie hingehört. Doch die Geschichte handelt von mehr: von Krieg, Kolonialismus und christlichem Missionseifer. Ob Melanie Braun, die heute als Sozialpädagogin in einem Hamburger Krankenhaus arbeitet, wirklich am September zur Welt kam oder nicht, ihren Geburtstag feiert sie an diesem Tag. Wann auch sonst? Ihre deutschen Adoptiveltern waren bei der Geburt nicht dabei. Es waren hektische Tage, in denen Melanies Lebensanfang zu Papier gebracht wurde. Seit Jahren kämpften die Amerikaner in Vietnam gegen die Kommunisten. Nun stand die Entscheidung bevor. Die nordvietnamesischen Truppen rückten immer weiter Richtung Süden vor.
Adoptierte Kinder aus Vietnam: Eine Übersicht
Viele der Waisenkinder waren aus Beziehungen zwischen GIs und Vietnamesinnen hervorgegangen. Nicht wenige von ihnen setzten die Babys aus. Viele der Säuglinge und Kleinkinder starben bereits im Vietnam an Unterernährung oder Krankheiten wie Masern, gegen die es kaum Medikamente gab. Angesichts der Hungersnot und der Belagerung Saigons durch den Vietcong appellierten Waisen-Organisationen an den US-Präsidenten Gerald Ford, Kinder in westliche Länder ausfliegen zu lassen. April kam das Okay des Präsidenten, Kinder wurden in die USA ausgeflogen, weitere nach Kanada, Europa und Australien. Sie wurden von Familien in den jeweiligen Ländern adoptiert. Das Treffen an diesem Tag in New Jersey ist eine Mischung aus Klassentreffen und Therapie. Im lebhafteren Teil der Veranstaltung berichtet LeAnn Thieman, die für die Waisen-Organisation "Friends of Children of Vietnam" in fünf Tagen Babys in die USA holte, von den chaotischen Zuständen in Saigon. Dort warteten Flugzeuge, die von der US-Regierung für den Kinder-Transport präpariert waren.
| Lebensumstände und Integration von vietnamesischen Adoptivkindern in Deutschland | Aprilin den letzten Tagen des Vietnamkriegs, wurden Tausende Babys in den Westen gebracht und dort adoptiert. Melanie Braun war eins davon. |
| Die Geschichte der vietnamesischen Adoptionsbewegung in Deutschland | Wohl kaum ein anderes Thema hat die Identität von terre des hommes Deutschland und auch das Bild des Vereins in der Öffentlichkeit viele Jahre hindurch so stark geprägt, wie die Adoptionsarbeit. Dass die Arbeit für verlassene Kinder bereits in der Gründungszeit von terre des hommes eine wichtige Rolle spielte, ist kein Zufall. |
Lebensumstände und Integration von vietnamesischen Adoptivkindern in Deutschland
Wohl kaum ein anderes Thema hat die Identität von terre des hommes Deutschland und auch das Bild des Vereins in der Öffentlichkeit viele Jahre hindurch so stark geprägt, wie die Adoptionsarbeit. Dass die Arbeit für verlassene Kinder bereits in der Gründungszeit von terre des hommes eine wichtige Rolle spielte, ist kein Zufall. Im Juni landete erstmals ein Flugzeug mit kriegsverletzten Kindern aus Vietnam in Deutschland. Organisiert hatten die Luftbrücke ehrenamtliche terre des hommes-Mitarbeiter. Weitere Flüge folgten. Schon bald erkannten die Aktivisten der damaligen Zeit, dass eine Luftbrücke für die medizinische Betreuung von kriegsverletzten Kindern allein nicht reichte. Viele Kinder hatten ihre Eltern und Angehörige verloren. So begann man damit, deutsche Eltern zu suchen, die bereit waren, vietnamesische Waisenkinder zu adoptieren. Damit betrat terre des hommes Neuland, denn mit Auslandsadoptionen hatte in der Bundesrepublik bis dahin kaum jemand Erfahrung. Im Jahre machte terre des hommes abermals Schlagzeilen mit dem Thema, als die Mitgliederversammlung des Vereins beschloss, die aktive Vermittlungsarbeit einzustellen.
Die Geschichte der vietnamesischen Adoptionsbewegung in Deutschland
Aber dazu kam der buddhistische Grundgedanke, den wir bereits seit Jahrzehnten leben: Wir haben viel gearbeitet, viel erreicht, unser eigenes Unternehmen aufgebaut - es war an der Zeit, etwas zurückzugeben an jemanden, mit dem es das Leben nicht so gut gemeint hat. Doch ganz so einfach war das nicht. Das Jugendamt stellte sich quer. Es dauerte Jahre, bis die Formalitäten abgewickelt waren. Letztendlich mussten wir sogar einen Anwalt einschalten. Die Anbindung an die Kultur war bereits da, wir hatten dort seit Jahren Freunde. Grundsätzlich wäre auch das kein Problem gewesen, denn wir hatten uns von Anfang an darauf geeinigt, dass alles, was in Deutschland operabel wäre, auch in Frage käme. Nur zum Beispiel eine spastische Behinderung - das wollten wir nicht. Wir waren ja damals schon nicht mehr die Jüngsten und ein solches Kind wäre sein Leben lang auf uns angewiesen gewesen. Das hätten wir als verantwortungslos empfunden. Durch die thailändischen Freunde kam der Kontakt zu einem vietnamesischen Kinderheim zustande.